Erfolgreich bei den Dutch Open
Folgmann, die bei den letzten beiden Turnieren nicht zufrieden war mit ihrer Leistung, stand in Eindhoven wieder im Aufgebot der Deutschen Nationalmannschaft. Beim PresidentCup in Istanbul kurz vor dem verheerenden Erdbeben musste sie in der ersten Runde gegen die spätere Siegerin aus Kroatien eine knappe Niederlage hinnehmen. In Bulgarien vor einer Woche lief es dann mehr als unglücklich, als sie in der entscheidenden letzten 3. Runde, deutlich in Führung liegend in den letzten 6 Sekunden noch 7 Punkte gegen sich kassierte und dadurch den Kampf gegen Frankreich verlor. Im Sport passieren solche Dinge, nicht erklärbar und natürlich immer gekoppelt an falsche Entscheidungen, trotzdem gewinnt man in 99 Prozent solche Kämpfe. Vergleichbar mit der Niederlage von Bayern München damals gegen Manchester, wo in der Nachspielzeit in 102 Sekunden noch 2 Tore gegen die Bayern fielen und Bayern unfassbar das Spiel verlor.
In Eindhoven kam Folgmann, in der Klasse -53kg an 4 gesetzt, gut ins Turnier. Gegen Emily Clark aus England konnte sie ihre Stärken gut umsetzen und ihr Timing stimmte perfekt. Mit 7:0 und 8:2 zog sie eine Runde weiter. Im Achtelfinale kam es dann zur Wiederauflage des Finales der Deutschen Meisterschaften diesen Jahres gegen die Bayerin Leonie Mayer. Die Athletin vom Landesstützpunkt Nettetal zeigte sich von Beginn an sehr konzentriert. Sie kontrollierte den Kampf und neutralisierte alle Aktionen von Mayer und setzte ihrerseits zwei lupenreine Westentreffer zum 4:0-Rundengewinn. In der zweiten Runde muss sie zunächst einen Rückstand zum 0:3 hinnehmen, antwortete gekonnt mit einen Kopftreffer zum Ausgleich und setzt sich in der Folge zum Rundengewinn mit 13:8 ab und zog damit ins Viertelfinale ein.
Hier traf sie auf die Tschechin Dominika Hronova, die an 5 gesetzt war. Zwischen den beiden Kontrahentinnen, die sich schon aus vielen Duellen kennen, entwickelt sich ein dramatischer Kampf um eine Medaille. Die erste Runde entschied die Seenstädterin knapp mit 6:5 für sich. In der zweiten Runde dominierte der Kampfrichter zunächst die Begegnung und verteilt Minuspunkte gegen Folgmann und nimmt Punkte zurück für angebliches Halten, damit brachte er Hronova in eine günstige Ausgangslage. Folgmann versuchte umzustellen, um nicht weiter Minuspunkte zu kassieren, was allerdings einen Bruch in ihren Kampf brachte und die Angriffspower deutlich minderte. Die Tschechin machte es zudem richtig gut und konterte Folgmann mit Bravur aus. Die Runde ging deutlich mit 5:12 an die Kontrahentin. In der Pause konnte sich Folgmann wieder sammeln und fand zurück ins Match. Es blieb spannend und Hronova setzte den ersten Treffer. Folgmann legte nach und es blieb knapp. Beim Stand von 4:5 nach einem weiteren Minuspunkt des Kampfrichters drehte die Nationalkämpferin unnachahmlich auf und setzte Westen- und einen lupenreinen Kopftreffer zum Rundengewinn mit 12:5. „Das war die Madeline Folgmann, wie man sie kennt!“, erklärt Trainer Pistel nach dem Kampf. Der Sprung aufs Podium war damit eingetütet. Im anstehenden Halbfinale traf Folgmann auf die amtierende Vize-Weltmeisterin Ju Zuo aus China. Ein hartes Brett, das Folgmann da Bohren musste, denn das chinesische Team dominierte die Dutch Open sehr deutlich. Die Kämpferin aus dem Land der Mitte konnte die ersten Punkte setzen, Folgmann kämpfte mit all ihren Möglichkeiten und hielt den Kampf offen und ausgeglichen. Beim Stand von 8:8 kurz vor Ende der Runde lag die Sensation in der Luft, das Folgmann die Runde für sich entscheiden könnte, denn sie machte den Kampf. Leider kassierte sie noch einen Kopftreffer, der die Runde entschied zum 8:11. In der zweiten Runde hatte sich die Ausnahmeathletin auf die amtierende Deutsche Meisterin eingestellt. Folgmann kam nicht mehr richtig durch. Zudem hatte die erste Runde viel Substanz gekostet. Ein gedrehter Kopftreffer mit einer 5-Punkte-Wertung entscheid vorzeitig den Kampf, Folgmann kämpfte wie gewohnt bis zur letzten Sekunde und gab alles, um den Kampf noch zu drehen, jedoch ohne Erfolg. Die spätere Turniersiegerin aus China setzte sich durch. Folgmann konnte jedoch mit ihrer Leistung zufrieden sein. Gerade die erste Runde zeigte, das sie mit der Weltspitze auf Augenhöhe ist. „Tolles Turnier mit einer starken Performance von Madeline!“, erklärt ihr Trainer Björn Pistel.
Antonia Beck, -62kg, hat weiter wichtige internationale Erfahrungen auf dieser Ebene gesammelt und trotz Niederlage in der Vorrunde einen guten Schritt nach vorne gemacht.
Frieda Steinkühler, -57kg, die im letzten Jahr noch bei der Jugend die Bronze Medaille erkämpfen konnte, reiste leider gesundheitlich angeschlagen an und konnte ihr Können leider nicht umfänglich unter Beweis stellen. Beide Athletinnen benötigen jedoch noch Entwicklungszeit, was die körperliche Stabilität, aber auch wettkampftaktische Flexibilität angeht für dieses international starke Niveau. Die ersten Schritte sind gemacht.
Für alle drei Athletinnen geht es in der kommenden Woche schon wieder auf diesem Niveau bei den Belgien Open in Lommel weiter.